Hintergrund

Nach der Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ 2004 hat jede vierte Frau im Alter zwischen 16 und 85 Jahren in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt. Alle Formen von Gewalt können zu erheblichen psychischen, psychosozialen und gesundheitlichen Folgen für Betroffene führen. In ihrer Dimension sind – nach einer Studie der Weltbank – die vielfältigen gewaltbedingten Gesundheitsschäden mit denen von HIV, Tuberkulose, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vergleichbar.

Im September 2007 hat die Bundesregierung mit dem „Aktionsplan II der Bundesregierung zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen“ ein Handlungskonzept vorgelegt mit Antworten auf die aktuellen Herausforderungen zum Schutz der von Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern. Ein zentraler Handlungsschwerpunkt des Aktionsplans ist der Gesundheitsbereich. Nach den positiven Erfahrungen im klinischen Bereich hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Aktionsplans II das Modellprojekt „Medizinische Intervention gegen Gewalt an Frauen“ (MIGG) zur angemessenen Unterstützung von gewaltbelasteten Frauen in der ambulanten medizinischen Versorgung auf den Weg gebracht und gefördert.

Studie der Weltgesundheitsorganisation
Weltweite Verbreitung von Gewalt gegen Frauen
Laut einer umfangreiche Studie der WHO erleiden etwa 35 Prozent aller Frauen weltweit körperliche, psychische und sexuelle Gewalt. Damit zeigt sich, dass "Gewalt gegen Frauen ein globales Gesundheitsproblem von epidemischen Ausmaß" ist, so die WHO-Generaldirektorin Margret Chan.

Studie: Häusliche Gewalt und Alkohol
Die Studie «Häusliche Gewalt und Alkohol» im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) der Schweiz zeigt, dass bei nahezu einer von zwei gewaltbetroffenen Frauen ein problematischer Alkoholkonsum in der Beziehung vorliegt. Von den gewaltbetroffenen Frauen, die sich an eine Beratungsstelle wenden, geben 48 Prozent einen problematischen Alkoholkonsum in der Paarbeziehung an. In neun von zehn Fällen ist es der Mann, der trinkt. In 25 Prozent der Gewaltsituationen hat ein Beziehungspartner zum Zeitpunkt des Vorfalls getrunken. Dieser Anteil steigt sehr stark an, wenn auch ein problematischer Alkoholkonsum in der Beziehung vorliegt.
Diese Beobachtungen betreffen alle sozialen Schichten und Altersklassen. In zwei von drei Fällen der Paargewalt an Frauen leben auch Kinder im Haushalt, von denen die Hälfte unter zehn Jahre alt ist. Die Studie untersucht 1500 Fälle aus Beratungsstellen, die zu zwei Dritteln Frauen betreffen. Sie beschränkt sich auf die Konstellation gewaltausübende Männer und Frauen als Opfer, wie sie auf 80 Prozent der Fälle häuslicher Gewalt zutrifft.
Weitere Informationen

Studie: Gesundheit-Gewalt-Migration
Für die Durchführung dieser Studie wurden Frauen deutscher und türkischer Herkunft sowie Frauen aus Ländern der ehemaligen UdSSR im Alter zwischen 16 und 75 Jahren befragt. Ein zentrales Ergebnis ist, dass die gesundheitliche Höherbelastung der Migrantinnen nicht überwiegend auf deren höhere Gewaltbelastung zurückzuführen ist, sondern stärker mit anderen Variablen der Lebenssituation gekoppelt ist, ...

Studie: Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen
Die Studie „Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehung“ bietet neue Erkenntnisse. Gewalt gegen Frauen ist demnach kein Problem sozialer Brennpunkte, sondern findet in allen gesellschaftlichen Schichten statt. Die Studie beinhaltet genauere Aussagen über das Ausmaß unterschiedlicher Schweregrade und den Kontext von Gewalt gegen Frauen.

Studie: Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland
Müller, Ursula/Schröttle, Monika: Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen ín Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin 2004.
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